Türme und Basteien

Stundenturm | Glockenturm | Mausoleumsturm | Ostbastei | Katholischer Turm | Rathausturm | Speckturm | Einfahrtsturm | Weberturm

Stundenturm

Lage:Norden, innere Ringmauer
Geschosse:vier
Dachform:Pyramidenstumpf mit quaderförmigem Aufsatz und Pyramide
Eingang:Südseite (kurze Holzleiter)
Aufgang:Innen (Holzleitern, Blocktreppen)

Der schlanke Stundenturm befindet sich nördlich von der Kirche und ist in die innere Ringmauer eingebunden. Der viergeschossige Turm mit holzverschaltem Wehrgang und Pyramidendach ist der innere der vier Tortürme zur Sicherung der Auffahrt in den Burginnenhof.
Die tonnengewölbte Durchfahrt wurde einst bei Gefahr durch ein Fallgatter versperrt. Heute sind nur noch die seitlichen gemauerten Gleitrinnen des Fallgatters erhalten.
Die erste Turmuhr wurde im Jahr 1508 eingebaut. Im Jahr 1883 erhielt der Turm einen neuen Dachstuhl, zudem wurde eine neue Turmuhr aus München durch den Kronstädter Uhrmacher Josef Roth eingesetzt. An drei Seitenwänden des Dachaufsatzes (außer an der Südseite) wurden die Ziffernblätter der Turmuhr angebracht. Im Stundenturm hängen auch die Schlagglocken der Turmuhr: Eine größere, die zu jeder vollen Stunde schlägt, sowie eine kleinere, die jede Viertelstunde schlägt.
Das Dach hat die Form eines Pyramidenstumpfes mit einem quaderförmigen Aufsatz, auf welchem ein kleines Pyramidendach sitzt. Früher befand sich auf der Nordseite des Dachs mittig ein Türmchen, welches die Gerichtsbarkeit symbolisierte.

Glockenturm

Lage:Nordosten, innere Ringmauer
Geschosse:Glockenstube
Dachform:Pyramidenstumpf mit quaderförmigem Aufsatz und Pyramide
Eingang:Südseite
Aufgang:Im Inneren über Holztreppen

Der Glockenturm steht im Nordosten der Kirche, in dem nachträglich erweiterten Teil des inneren Berings. Der Turm wurde komplett aus Holz (Holzgerüst und Holzverkleidung) gebaut und ist mit Schindeln gedeckt. Die Schindeln sowie die Holzverkleidung bestehen aus Nadelhölzern. Die Holzbauweise lässt den Glockenklang besser zur Geltung kommen.

Die Glockenstube hat einen leicht vorgekragten Wehrgang. Dieser wurde den Wehrgängen der anderen Türme nachempfunden, sodass der Glockenturm sich harmonisch ins Gesamtbild einfügt.
Im Turm existiert lediglich eine Ebene auf Höhe des Wehrgangs. Im restlichen Turminneren befindet sich eine komplexe Tragekonstruktion aus Eichenbalken, welche in allen Richtungen – vertikal, horizontal und diagonal – anzutreffen sind und dafür sorgen, dass insbesondere die Kräfte, die aus den Schwingungen des Glockenläutens resultieren, abgefangen werden.
Das Pyramidendach ist in seiner Form dem des Stundenturms ähnlich (Pyramidenstumpf, Dachaufsatz, darüber ein kleines Pyramidendach als Abschluss). 
Ein Birthälmer Tischler baute den Turm im 18. Jahrhundert. An seiner Stelle soll ursprünglich ein gemauerter Wehrturm gestanden haben, welcher so stark baufällig gewesen sein soll, dass er abgetragen werden musste.

In den 1820er Jahren wurden Konsolidierungsarbeiten (zur Behebung der Erdbebenschäden) vom Zimmermann Martin Höck durchgeführt.

Im Glockenturm hängen folgende Glocken:

GlockeEntstehungszeitGlockenhöhePosition
der Glocke
Große Glocke13./14. JahrhundertunbekanntGlockenstube
Mittlere Glocke13./14. Jahrhundert60 cmGlockenstube
Totenglocke
(Kleine Glocke)
1439 (Johannes
aus Schäßburg)
48 cmDachstuhl
Vesperglocke15. JahrhundertunbekanntDachstuhl

Zwei weitere Glocken, die sogenannte Armsünderglocke und das Schulglöckchen, mussten während des Ersten Weltkrieges, im Jahr 1917, zu Kriegszwecken abgegeben werden.

Mausoleumsturm

Lage:Nordosten, innere Ringmauer
Geschosse:drei
Dachform:Pyramidendach
Eingang:Südseite
Aufgang:Südseite, Treppentürmchen

Der dreigeschossige Turm mit Pyramidendach befindet sich im inneren Bering, im Nordosten der Kirche und hat einst neben seiner Funktion als Wehrturm auch zur Aufbewahrung des Specks (Speckturm) gedient. Er verfügt über einen holzverschalten Wehrgang sowie schmale Schießscharten in den oberen Geschossen. An seine Südmauer wurde zu einem späteren Zeitpunkt (nach 1912) ein Türmchen mit halbrundem Grundriss angefügt. Dessen Wendeltreppe führt in die beiden Obergeschosse. Eine Schießscharte, die von dem Türmchen verdeckt wird, ist ein Hinweis dafür, dass das Türmchen jünger als der Turm ist.
Da der alte Friedhof („Unter den Linden“) hinter der deutschen Schule wegen Platzmangels aufgegeben werden musste (der heutige Friedhof in der Steingasse wurde 1879 eingerichtet), exhumierte man im Jahr 1913 die Gebeine der Bischöfe von besagtem Friedhof, aus der Kirche und aus dem Kirchhof und bestattete sie in einer Gruft inmitten des Mausoleumsturms. Die für sieben Bischöfe sowie zwei Pfarrer angefertigten Grabplatten, die man bis dahin zunächst im Chor, später in der Sakristei aufbewahrte, wurden ebenfalls im Erdgeschoss des Turms aufgestellt. Überdies befinden sich im Erdgeschoss Gedenktafeln für drei weitere Bischöfe.
Das Erdgeschoss wird von einem Tonnengewölbe (genauer Rundtonne) überwölbt und hat in der Mitte der Nordwand ein Fenster mit farbigen Glasscheiben. Dieses wurde 1939 eingebaut.
Den Antlitzen auf den teilweise farblich gestalteten Grabplatten fehlen die Nasen. Einer Überlieferung zufolge haben die Türken, als sie einmal in den inneren Burghof vordrangen, den Bischöfen die Nasen abgeschlagen.
Denkmäler für die Bischöfe Daniel Gräser (1822-1833) und Georg Paul Binder (1843-1867) befinden sich neben dem Mausoleumsturm beziehungsweise nördlich vom Chor.
Im Jahr 1936 wurde in einem der Obergeschosse ein Archiv für kirchliche Dokumente eingerichtet.

Zum Mausoleum

Ostbastei (Ehegefängnis)

Lage:Südosten, innere Ringmauer
Geschosse:zwei
Dachform:Satteldach
Eingang:Westseite
Aufgang:Innen

In der inneren Ringmauer, südöstlich der Kirche und ungefähr auf halber Strecke zwischen Mausoleumsturm und Katholischem Turm, steht die Ostbastei. Die Außenseite des Gebäudes mit rechteckigem Grundriss und Satteldach wird von zwei Arkaden getragen.
Dieses Gebäude wurde einst als Ehegefängnis genutzt: Scheidungswillige Ehepaare wurden hier solange eingesperrt, bis sie von ihrem Scheidungsvorhaben Abstand nahmen. Das Paar musste sich arrangieren, denn von jedem Gegenstand (Bett, Tisch, Stuhl, Teller, Tasse, Messer, Gabel, Löffel) war jeweils nur ein Exemplar vorhanden. In den 400 Jahren, in denen diese Maßnahme angewendet wurde, soll es lediglich eine einzige Scheidung gegeben haben.
1936 wurde in der Ostbastei die „Birthälmer Heimatstube“ eingerichtet. Später soll sie auch als Jugendherberge und Wohnung gedient haben. Heute beherbergt sie wieder ein Museum.

Katholischer Turm

Lage:Süden, innere Ringmauer
Geschosse:drei
Dachform:Pyramidendach
Eingang:Nordseite
Aufgang:Westseite, überdachte Holztreppe

Dieser dreigeschossige Turm mit Pyramidendach und holzverschaltem Wehrgang befindet sich südlich von der Kirche und ist sehr wahrscheinlich der älteste Turm des inneren Mauerrings. Seine Obergeschosse sind mit Schießscharten versehen.
Im Zuge größerer Dachreparaturen im Jahr 1880 wurde der gemauerte Wehrgang durch einen hölzernen ersetzt. Das Erdgeschoss (Eingang auf der Nordseite) ist mit einem Tonnengewölbe mit halbrundem Querschnitt (Rundtonne) überwölbt. Sämtliche Wände sowie das Gewölbe sind mit Fresken (Wandmalereien) ausgestattet. Diese Heiligenbilder sind gegen Ende des 15. Jahrhunderts entstanden. Eine Restaurierung erfolgte 1925.
Nach der Reformation diente dieser Turm als Kapelle für die Gottesdienste jener Birthälmer Sachsen, die beim Katholischen Glauben geblieben waren. An der südlichen Innenwand sind Umrisse erkennbar, welche darauf hindeuten, dass hier früher der Altartisch (Altarmensa) stand.
Die Obergeschosse erreicht man über einen hölzernen überdachten Treppenaufgang an der Westseite des Turms. Lange Zeit waren sie nur aus dem Inneren des Turms über eine Leiter zu erreichen.
Während der umfangreichen Renovierung der Kirchenburg (1978-1991) wurde das Loch im Gewölbe zugemauert und der hölzerne Treppenaufgang in seiner einstigen Form wieder aufgebaut. Sein früherer Verlauf konnte anhand der Balkenlöcher in der Turmmauer nachvollzogen werden. Auch die aufgemalten Schlüsselscharten unterhalb des Wehrgangs (Ost-, Süd- und Westseite) wurden restauriert und sind nun wieder sichtbar.

Die Fresken (Wandmalereien) an der Südwand

In dem grünen Feld mit schwarzen Ornamenten sind deutlich die Umrisse erkennbar, die darauf hindeuten, dass dort einstmals ein Altartisch (Altarmensa) stand.

Die Wandbemalung an der Westwand

Rathausturm

Lage:Westen, innere/mittlere Ringmauer
Geschosse:drei
Dachform:Pultdach
Eingang, unterer:Nordseite
Eingang, oberer:Ostseite

Der dreigeschossige Rathausturm mit Pultdach befindet sich westlich von der Kirche. Seine Ostseite ist in die innere Ringmauer, seine Westseite in die mittlere Ringmauer integriert. Er ist der dritte Torturm, welcher die Auffahrt in den Burginnenhof bei Gefahr sichert. Die tonnengewölbte Unterführung war einst mit einem Fallgatter ausgestattet. Dieses ist nicht mehr erhalten, allerdings zeugen am südlichen Torbogen die seitliche Gleitrinne auf der einen, sowie die Steinhaken auf der anderen Seite, von seiner einstigen Existenz. Um die Wehrfähigkeit weiter zu erhöhen, sind auf der Südseite oberhalb des Torbogens Pechnasen angebracht. Auch an der Westfassade befinden sich mehrere Guss- und Schießscharten. Auffällig sind auch die Fresken aus dem 16. Jahrhundert, die unterhalb des Pultdaches ein Zierband (Fries) bilden. Sie wurden in den 80er Jahren restauriert.
Der Eingang befindet sich im Burginnenhof, auf der Ostseite des Gebäudes. An der Nordseite befand sich einst ebenfalls eine Tür, durch welche man das mittlere Geschoss vom Wehrgang aus betreten konnte. Von besagtem Geschoss sind heute nur noch drei Tragebalken des Fußbodens erhalten.
Der Name des Gebäudes geht darauf zurück, dass bei Belagerung das Rathaus hier untergebracht wurde. 
Ab dem Jahr 1948 wurden im Rathausturm zuweilen im Winter die zu dieser Jahreszeit oft mäßig besuchten Gottesdienste abgehalten, um Brennholz zu sparen. Obendrein wurde es für den Konfirmanden-Unterricht (nach der Schulreform 1948) und als Proberaum für den Kirchenchor genutzt. Heute ist im Rathausturm ein Museum eingerichtet.

Speckturm

Lage:Südwesten, mittlere Ringmauer
Geschosse:fünf
Dachform:Pyramidendach
Eingang:Nordseite, überdachte Holzgalerie
Aufgang:Innen, Holzleitern und Blocktreppen

Bei diesem fünfgeschossigen Turm handelt es sich um den zweiten Torturm in der Auffahrt zum Innenhof. Er ist in die mittlere Ringmauer integriert und steht südwestlich von der Kirche.
Der Speckturm wurde im 15. Jahrhundert errichtet und trägt seinen Namen zu Unrecht, da er nie zur Aufbewahrung des Specks, sondern ausschließlich als Tor- und Wehrturm gedient hat.
Zwei Ebenen sind mit breiten Schießscharten (Maulscharten) ausgestattet, überdies befinden sich im obersten Geschoss an allen Seiten jeweils zwei Fenstern. Die Anordnung und Form der Schießscharten und Fenstern lassen diesen Turm so aussehen, als ob er ein Gesicht hätte.
Der Speckturm hat keinen Wehrgang, sein Pyramidendach thront direkt auf dem Mauerwerk.
Wie die beiden inneren Tortürme (Stundenturm, Rathausturm) war auch dieser Turm mit einem Fallgatter versehen, welches allerdings nicht mehr vorhanden ist. Erhalten sind noch die seitlichen gemauerten Führungsrinnen an der Südseite. Der Eingang erfolgt auf der Nordseite über eine Galerie oberhalb des tonnengewölbten Torbogens. Die oberen Geschosse erreicht man über Blocktreppen und Holzleitern.



Südansicht des Speckturms

Links und rechts neben der Durchfahrt befinden sich die gemaurten Gleitrinnen, welche einst als Führung für das Fallgatter dienten. Das Tor westlich des Speckturms führt in einen Zwinger zwischen äußerer und mittlerer Ringmauer („Hof des Weberturms“).

Einfahrtsturm

Lage:Südwesten, äußere Ringmauer
Geschosse:drei
Dachform:Pyramidendach (stumpfwinklig)
Eingang:Nordseite, überdachte Holzgalerie
Aufgang:Innen

Der äußere der vier Tortürme, auch Einfahrtsturm genannt, befindet sich in der äußeren Mauer, im Südwesten der Kirche. Der dreigeschossige Torturm ohne Wehrgang hat ein stumpfwinkliges (flaches) Pyramidendach und ist mit Pechnasen und Schießscharten ausgestattet. Seine tonnengewölbte Durchfahrt war einst mit einer Zugbrücke gesichert. Diese ist nicht mehr vorhanden, im Obergeschoss jedoch sind noch die gemauerten Kästen erhalten, in denen die Seilwinden der Zugbrücke installiert waren. In die Obergeschosse gelangte man auf der Nordseite, oberhalb des Torbogens durch den Wehrgang der Mauer, der auch am Torturm entlangführte und heute nicht mehr existiert. In den neunziger Jahren wurde eine Galerie über dem Torbogen errichtet, um die Obergeschosse wieder betreten zu können.

Weberturm

Lage:Westen, äußere Ringmauer
Geschosse:drei
Dachform:Pultdach
Eingang:Ostseite
Aufgang:Innen, über Treppen

Westlich der Kirche steht in der äußeren Mauer der dreigeschossige Weberturm mit Pultdach. Es handelt sich hierbei um einen Flankierungsturm, von dem man den Feind an der westlichen Mauer bestreichen (beschießen) konnte. Zu diesem Zweck ist er zur Hälfte der Ringmauer vorgelagert.
Sein Name rührt wahrscheinlich daher, dass die Weberzunft für diesen Turm verantwortlich war.
Die Blasmusikkapelle, die Birthälmer Adjuvanten, nutzten dieses Gebäude als Proberaum. Heute hat ein Birthälmer Maler in diesem Turm seine Werkstatt.